Gegenstand der Qualitätsagentur ist die Untersuchung der pädagogischen Arbeit in stationären Hilfen zur Erziehung. Im Jahr 2014 wurde der Grundansatz einer Qualitätsagentur Heimerziehung für die Region Berlin-Brandenburg entwickelt. 2015 konnte die Finanzierung für eine 30 Monate umfassende Modellphase erwirkt werden; in deren Verlauf führten wir 16 subventionierte Visitationsprozesse durch und lernten 36 stationäre Gruppen kennen. Seit Sommer 2018 bieten wir unsere Dienste als Qualitätsagentur Erziehungshilfen regulär und überregional an. Neben Einrichtungen mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung kommen zum Beispiel auch Tagesgruppen oder Angebote Sozialer Gruppenarbeit für Visitation und Hospitation in Frage.
Die von uns gegründete Institution will gemeinsam mit den Einrichtungen Stärken und Entwicklungspotenziale durch Verknüpfung von Einschätzungen von innen und Blicken von außen explorieren. Der neue Ansatz besteht aus der Kombination von drei Methoden im Rahmen mehrtägiger Besuche:
- Teilnehmende Beobachtung im Alltag
- Befragung von Betroffenen (jungen Menschen) und Beteiligten bzw. Koproduzenten von Hilfen (Eltern, Mitarbeiter_innen der Jugendämter, Betreuer_innen u.a.m.)
- Analyse von Dokumenten (Konzepte; Hilfepläne; Teamprotokolle etc.).
Damit will die Agentur gängige Qualitätsmanagement-Systeme ergänzen, indem stärker pädagogische Verfahren und Alltagspraxis anstatt formelle Regularien erkundet werden.
Folgende Anlässe machen das Aktivwerden der Qualitätsagentur sinnvoll:
- Einrichtungen entwickeln von sich aus die Initiative zu einer Visitation.
- Die Qualitätsagentur spricht Einrichtungen an, die als besonders interessant angesehen werden.
- Einrichtungen wird eine Visitation von externen Stellen anempfohlen.
- Die Visitation wird durch Aufsicht führende Behörden auferlegt.
Genau beschrieben wird die Arbeit in der Veröffentlichung Mathias Schwabe/Karlheinz Thimm: Alltag und Fachlichkeit in den stationären Erziehungshilfen. 467 Seiten. Beltz Juventa 2018